Alle Artikel in: Stories

So einfach geht Briocheteig

Ich bin ein bisschen stolz auf mein allererstes Brioche. Es ist so, wie ich es mir vorgestellt habe: dezent süß, wolkenweich, so dass es nachgibt und wieder in seine Ausgangsform zurückspringt, drückt man es zusammen. Ich glaube, das Geheimnis zu diesem Ergebnis ist die lange Gehzeit. Die Zutaten werden erst ein paar Minuten zu einem elastischen Teig geknetet. Dann wandern sie in einer gebutterten Schüssel und locker zugedeckt mit einem sauberen Küchentuch mindestens acht Stunden in den Kühlschrank – gerne auch länger. Der goldgelbe Briocheteig darf sich dann in aller Ruhe und die ganze Nacht nach links und rechts, nach oben und unten strecken. Die Zutaten verbinden sich und die Hefe vollbringt ihren Bläschenzauber. Diese lange Ruhezeit hat noch einen weiteren Vorteil: Ich hebe nicht alle zehn Minuten ungeduldig das Geschirrtuch und bin enttäuscht, weil sich kaum etwas tut. Ich lasse los und vertraue. Dass die Hefe ihre Arbeit macht und ich in der Zwischenzeit andere Dinge erledige (schlafen, arbeiten, schreiben). Schritt für Schritt, ohne ständige Kontrolle. Und am Ende kommt dabei ein zufriedener Briocheteig heraus. So wird der süße Hefeteig zur …

Spargel mit Radieschen-Butter und knusprigen Kartoffeln

Spargelzeit heißt bei uns Familienzeit. Früher, als ich noch Zuhause gelebt habe, gab es gefühlt jeden Tag Spargel. Heute nehmen wir diese Zeit als einen Vorwand uns regelmäßig um einen Tisch zu setzen. Normalerweise werden dazu Schinken, Sauce Hollandaise und Kartoffeln serviert. Letzten Sonntag, um Mama (und Papa) zu feiern, habe ich mal etwas neues versucht: weißer Spargel mit Radieschen-Butter und knusprigen und goldbraunen zerdrückten Kartöffelchen. Was ich an meinen Eltern sehr, sehr schätze und wofür ich sehr dankbar bin: Sie haben mich immer machen lassen. Es war meine Entscheidung, ob und welches Instrument ich spielen (Querflöte, Klavier und bald nichts mehr), welchen Sport ich treiben (Tanzen, Volleyball und Reiten) und was ich aus meinem Leben machen möchte (Ausbildung oder Studium, Handwerk oder Geisteswissenschaft). Manchmal, in sehr selbstkritischen Phasen, dachte ich mir: Sagt mir doch einfach, was ich mit meinem Leben anstellen soll! Dann habe ich einfach das gesagt, was in meinem Kopf umherschwirrt. Dass ich nicht weiß, wohin es für mich gehen soll, dass ich das Schreiben und die Menschen, denen ich dadurch begegne, …

Chia-Pudding (wie er jedem schmeckt)

Ich bin ein großer Fan von Ferdinand von Schirach und seinem Schreibstil. Er geht geschickt mit Worten um, schreibt klar und geradlinig, in einfachen, kurzen Sätzen, ohne unnötig zu verkomplizieren. Seine Bücher habe ich verschlungen, zum Beispiel „Verbrechen“, das das ZDF auch verfilmt und 2013 erstmals ausgestrahlt hat. In dem Kapitel beziehungsweise der Folge „Fähner“ geht es um einen Arzt, der von seiner Frau vor allem verbal terrorisiert wird. Vorwürfe, Anschuldigungen und Beleidigungen sind Alltag, manchmal bekommt er auch die Faust zu spüren. Der Arzt wiederum entgegnet nie etwas, lässt alles über sich ergehen, sucht alle Fehler bei sich und versucht es nächstes Mal besser zu machen. Natürlich kann er es seiner Frau niemals recht machen. Sie ist durchgehend schroff, undankbar und richtig fies. Sie ist unzufrieden, macht ihr Glück von ihm abhängig. Am Ende wird der sanfte Arzt zum Mörder. Letzten Samstag saß ich im Zug in Richtung Köln zu meiner sehr guten Freundin Hannah, die dort studiert. Ich saß in Fahrtrichtung auf einem der Vierer-Sitze mit Tisch in der Mitte. Ab Essen setzte sich mir ein älteres Ehepaar gegenüber und …

Pizza mal Zwei – mit Spargel und Schalotten oder Salbei und Walnüssen

Dieser braune, flüssige und eigentlich sehr fieser Geschmacksverstärker, der in kaum einem Haushalt fehlt, darf auch in keinem deftigen Essen meines Vaters fehlen. Er schüttet diese Brühe in Eintöpfe, Nudelgerichte, auf sein wachsweiches Frühstücksei (ich gebe zu, ich mache das auch)… und das jedes einzelne Mal ohne das Gericht vorher auf seine Würzigkeit zu testen. Er weiß immer schon vorher, dass es auf jeden Fall an Salz fehlt. Ob das jetzt an seinen kaputten Geschmacksknospen liegt oder daran, dass jeder andere keine Ahnung vom Kochen hat – keine Ahnung. Als ich in diese beiden weißen Pizzen gebissen habe, wusste ich sofort: Mein Papa Rudi würde seinen Kumpel M. im Schrank stehen lassen. Und das vielleicht Beste daran: Ich habe keineswegs ein halbes Kilo Salz auf den Pizzaboden geschüttet. Das intensive Aroma, der gute Geschmack kommt von frisch geriebenem Parmesan, geröstetem Salbei, gedünsteten Schalotten, Zwiebeln und Knoblauch auf der einen Pizza und von feinen Streifen grünem Spargel auf der anderen. Pizza mit gedünsteten Zwiebeln und Schalotten, Walnüssen und Salbei nach FOOD52 1 EL Olivenöl 1 mittelgroße …

Kokos-Schokoladen-Tarte + „Schreiben tut weh“

Es ist gerade 0 Uhr durch als ich das hier schreibe und viel zu spät dafür, dass mein Wecker in ein bisschen mehr als sechs Stunden klingelt. Sechs Stunden Schlaf sind zu kurz. Ich brauche acht, mindestens sieben. Dann bin ich ausgeschlafen und ausgeglichen. Schlaf macht so viel aus. Klar: Schlafen kann man, wenn man tot ist, blabla… Manchmal mag das ja stimmen, wenn ich viel arbeite, stimmt es auf keinen Fall. Ich stehe unter der Woche gerne früh auf. Ich mag es, vor allen anderen wach zu sein, dann ist immer alles so still, auch mitten in der Stadt. Erstmal einen heißen Tee trinken, Sport machen oder direkt auf die Yogamatte hüpfen. Dann bin ich motiviert für den Tag, als hätte ich morgens um acht Uhr schon so viel geschafft, wie manche bei ihrem 9-bis-5-Job nicht. Das alles setzt aber genügend Schlaf voraus. Dann geht es mir gut. Ich liege also gerade in meinem frisch bezogenen Bett in grau-weiß gestreifter Bettwäsche mit einer lauwarmen Wärmflasche auf meinem Bauch und dem Laptop auf den Knien …

Omas Liebling: Butterkuchen

Meine Oma ist ein komischer Kauz und ich liebe sie über alles. Seit ich denken kann, trägt sie den gleichen pink-metallenen Nagellack auf ihren langen Fingernägeln – sie lackiert und repariert abgebrochene auch mit über 80 Jahren immer noch selber. Zum Frisör geht sie jeden Mittwoch, damit ihre kurzen violetten Locken auch richtig sitzen. Sie zieht immer eine etwas zu intensive Parfümwolke hinter sich her und sie pafft nur, rauchen ist etwas anderes, und dann auch nur diese langen, dünnen Menthol-Zigaretten. Eine ziemliche Diva meine Oma, fällt mir gerade beim Schreiben auf. Und auch wenn man ihr das Alter an ihrem immer kleiner werdenden Körper, nicht aber an ihrem geistigen Zustand, so langsam ansieht, verliert sie ihren intelligenten Humor, ihre amüsant schnippische Art und ihren Hunger nach den süßen Dingen des Lebens einfach nicht. Mit genau dieser Art bringt sie ihre beiden Töchter, meine Mutter und Tante, zwar regelmäßig auf die Palme, aber trotzdem: schon immer ein sehr großes Vorbild, diese Oma Irina. Sie macht ihr Ding und sagt und tut genau das, wonach sie …

Gratinierter Chinakohl

Schon mal Chinakohl zubereitet? Ich noch nie – bis ich diesen Kopf von der letzten LOKAL-Tour mitgebracht habe. LOKAL – Das Kochexperiment ist ein Koch-Projekt, bei dem es um regionale und lokale Lebensmittel geht. Ich bin ein Teil davon, unendlich dankbar dabei zu sein und stolz auf das, was unser Team schon alles geschafft hat. „Das ganze Tier“, das ist das Motto von Bio-Koch Simon Tress und Bio-Pionier Georg Schweisfurth. Es wird nichts verschwendet. Auch nicht das Gemüse, das von leidenschaftlichen und wirklich hart arbeitenden Landwirten über Monate gepflegt wurde. Wenn Chinakohl übrig ist, dann wird eben Chinakohl zubereitet. Mein Wunsch war, dass das Gericht mit wenig Zutaten und minimalem Aufwand auf dem Tisch stehen kann. Das waren die Anforderungen an das Rezept, das ich an einem düsteren und verregneten Mittwochabend machen wollte. Ich habe es ein bisschen an mich und die Zutaten in meinem Kühlschrank angepasst und das ist dabei herausgekommen. Schmeckt vor allem toll zu Brot, mit dem man dann die würzige Sahnesoße auftunken kann. Zutaten für zwei Personen: 1 Zwiebel, fein gehackt 1 Knoblauchzehe, fein gehackt …

Spaghetti alla Carbonara

Bei Spaghetti Carbonara – alla Carbonara – scheiden sich die Geister. Ich muss zugeben: Ich bin immer davon ausgegangen, dass Spaghetti alla Carbonara gleichzusetzen sind mit Mamas Spaghetti mit Schinken-Sahne-Soße. Bis ich in der provisorischen Küche im Kofferraum unseres australischen Camper-Vans in die Kunst eingewiesen wurde, die Eier mit großzügigen kreisenden Bewegungen erst unterzurühren, wenn die Flamme des Gaskochers aus ist damit am Ende kein Gericht alla Irgendwas-mit-Nudeln-und-Rührei dabei herauskommt. Es war schon dunkel und schüttete in Strömen als wir nach stundenlanger Fahrt endlich einen Parkplatz am Rande eines Parkes gefunden hatten, uns zu viert hungrig unter die geöffnete Kofferraumtür quetschten und dem Speck zuschauten wie er goldbraun und kross wurde. Der Schlüssel zu leckeren Spaghetti alla Carbonara: aus wirklich guten und frischen Zutaten wird ein wirklich gutes, authentisches Gericht. Je weniger Zutaten und je simpler ein Rezept wirkt, desto mehr Leute scheinen eine Theorie darüber zu habe, wie der maximale Geschmack herauszuholen ist. Ob jetzt Guanciale, Pancetta oder Bauchspeck aus Deutschland, Knoblauch, Petersilie und grüne Erbsen ja oder nein – für mich zählt diese …

Knusprig braune Pilze aus der Pfanne + Zurück auf Anfang

„Learn how to cook – try new recipes, learn from your mistakes, be fearless and above all have fun.“ – Julia Child Auf den Tag genau an meinem letzten Geburtstag, habe ich meinen ersten Post auf WHAT’S COOKING, LISA? veröffentlicht. Die Idee: Ich lerne kochen und backen. Jeden Monat sollte ich von einem anderen Chefkoch, Lieblingsblogger oder von Menschen in meinem Leben lernen, die echt was drauf haben. Am Anfang lief das auch so: Ich habe Blätterteig selber geschichtet, die geilste vegetarische Lasagne der Welt entdeckt, Marmelade mit einer Handvoll Lieblingsmenschen gekocht und andere Gerichte zubereitet, die ich so noch nicht kannte. Das hat so einen Spaß gemacht! Ich habe mich nach jedem Mal, wenn ich einen Kuchen aus dem Ofen geholt habe,  einen Teig mit meinen Händen geknetet habe oder meine handgeschmiedete Pfanne auf dem Küchenherd ausprobiert habe, ein bisschen sicherer in der Küche bewegt. Ich liebe das, ich kann abschalten und bin irgendwie voll da. In letzter Zeit hat sich der Alltag eingeschlichen. Was dabei auf der Strecke blieb: Meine Reihe an Kochbüchern hoch oben auf dem Küchenregal. …

Meine Lieblingsplätzchen

Ich weiß das natürlich: Jeder hat seine eigenen Lieblingsplätzchen. Die, die jedes Jahr mit Mama zu Weihnachten gebacken werden, während im Hintergrund Driving Home for Christmas läuft. Die, die es beim Bäcker ums Eck gibt. Oder eben die, ohne die Weihnachten nicht dasselbe wäre. Für mich sind das auf jeden Fall Vanillekipferl. Und für mich sind sie so richtig perfekt, wenn man sie wie mit Samthandschuhen hochheben muss, weil sie sonst zu zerbrechen drohen. Nimmt man sie dann in den Mund, zerfallen sie sofort und zergehen auf der Zunge. Was bleibt ist der Geschmack von Vanille, Puderzucker und Mandeln mit einem Hauch Zimt. Weihnachten eben, wie es leibt, lebt und schmeckt.   Vanillekipferl à la Mama So geht’s: Alle Zutaten in einem Mixer oder von Hand verkneten. Zu einer Kugel formen, in Folie einschlagen und etwa eine Stunde kalt stellen. Den Backofen auf 175°C vorheizen. Von dem gekühlten Teig fingerdicke Stücke trennen, zwischen beiden Handflächen rollen und zu kleinen Hörnchen formen. Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech geben und für etwa 15 bis 20 Minuten backen. Noch warm in …