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Pochierte Eier + Auberginen, Kartoffeln, Tomaten

Letzten Sommer habe ich aufgehört Eier zu essen. Ich habe als Praktikantin an einem Heft über die vegane Lebensweise gearbeitet und mir ein paar Wochen die volle Dröhnung über die Herkunft unserer Lebensmittel gegeben. Von einem Tag auf den anderen, gleich am Anfang meiner Recherche, standen für mich Fleisch, Milch, aber vor allem Eier, einfach nicht mehr zur Debatte: Zu welchem Preis habe ich sonntags zum Frühstück ein wachsweiches Frühstücksei? Ohne schlechtes Gewissen konnte ich meinen Milchkaffee nicht mehr ohne Weiteres genießen. Zu viele Bilder in meinem Kopf…

Was ziemlich überzeugt anfing, hat ziemlich schnell in Frustration umgeschlagen. Am Anfang habe ich in einem einmonatigen Experiment versucht alle tierischen Lebensmittel aus meinem Alltag zu verbannen. Fleisch habe ich noch nie viel gegessen, das war kein Problem. Hafermilch kommt seitdem jeden Morgen in mein Müsli und Eier gibt es eben gar nicht mehr. Ich liebe sie aber nunmal. Und Käse. Und selten, aber manchmal eben doch, auch ein gutes Stück Fleisch.

Das Schöne: Nicht jedes Steak kommt aus der Massentierhaltung und nicht jedes Ei wird von einem Huhn gelegt, dessen Schnabel bei vollem Bewusstsein abgeschnitten wurde. Deswegen gilt wie fast überall: Alles in Maßen und mit mehr Bewusstsein. Es gibt jetzt Eier vom Bio-Bauern aus der Region und Fleisch nur dann, wenn ich weiß wo es herkommt. Und bei besonderen Anlässen.

Pochierte Eier habe ich das erste Mal in Australien gegessen. Ich habe fünf Monate bei einer Gastfamilie auf dem Land, fünf Stunden im Landesinneren von Sydney, gelebt. Die Landschaft war geprägt von rotem, sandigen Boden, Feldern voller Rapsblüten und kilometerweiten Grasflächen auf denen Schafherden grasen. Deswegen gab es auch jeden Tag zum Dinner Lamm, aber das ist eine andere Geschichte. Zum Brekkie, wie die Australier zum Frühstück sagen, gab es Weetabix (Vollkornkekse, die in Milch aufgeweicht werden), French Toast oder eben pochierte Eier. Meine Gastmutter Sooz hat jedes einzelne Mal bei der Zubereitung ganz schön geschummelt. Sie wusste um die Pannen und Schwierigkeiten, die das Pochieren von Eiern ohne eine Spezialpfanne (wie diese) beinhalten. Hätte ich das Geld mal investiert. Aber wir wollen ja was lernen. Ich mache es mir heute etwas schwerer. Mein Ziel: Nicht den ganzen 10er-Karton voller Eier verschwenden. Das hat überraschenderweise sehr gut geklappt.

Da habe ich echt mehr erwartet. Ich bin davon ausgegangen, dass sich die ersten Eier wie wild im Wasser verteilen, sodass ich die Stücke am Ende einzeln herausfischen muss. Falsch gedacht. Die Eier werden bestimmt keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, aber sie können als pochiert erkannt werden. Und geschmeckt hat es auch jedem, sogar meiner schleckigen Schwester…

Wie sehr man sich über ein simples, perfekt weich gekochtes Ei freuen kann, muss ich also hoffentlich keinem erklären. Wenn doch: Das alleine ist schon SO. GUT. Und es braucht nicht unbedingt mehr. Wer sich jetzt fragt, warum zum Henker das Ei pochiert werden muss, der soll folgendes versuchen: Das Ei zusammen mit Rucola und Avocado auf frisches Brot legen (so gesehen in ungefähr jedem Café in Down Under) oder, wie hier im Rezept, auf gegartes Gemüse. Aufschneiden, so kann das Eigelb rausfließen und die Geschmäcker miteinander verbinden – das alles zusammen ergibt ein deftiges, lange sättigendes Frühstück. Aber auch eine Hauptmahlzeit zu Mittag- oder Abendessen – völlig egal, es passt und schmeckt immer!

Für 3-4 Personen:

400 g Tomaten, in 1 cm große Würfel geschnitten

1/2 rote Zwiebel, fein gehackt

2 TL Weißweinessig

15 g Petersilie, gehackt

1 EL scharfe Chilisauce (z.B. Sriracha)

600 g Auberginen, in 3 cm große Würfel geschnitten

250 ml Olivenöl

etwa 300 ml Sonnenblumenöl

600 g festkochende Kartoffeln, in 3 mm dünne Scheiben geschnitten

80 g Tahini (Sesampaste)

2 1/2 EL Zitronensaft

1 kleine Knoblauchzehe, zerdrückt

pro Person 1 Ei

1 EL frischen Koriander, gehackt

Salz und Pfeffer

Tipp: Wenn das Gemüse fertig gekocht ist, schichtet alles außer die Tomaten in der Pfanne (auch die Sauce) und stellt sie zum Warmhalten in den etwa 75°C warmen Ofen. Dann könnt ihr euch voll und ganz dem Pochieren der Eier widmen. Mit dem Druck, dass das restliche Essen kalt wird, werden die Prachtstücke nämlich gar nichts.

Eier pochieren – so geht’s: Einen mittelgroßen Topf etwa 15 cm mit Wasser füllen und zum Kochen bringen. Wenn das Wasser sprudelt die Hitze reduzieren, sodass nur noch kleine Luftbläschen zu sehen sind. Ein Ei in eine kleine Müslischale geben und vorsichtig ins Wasser gleiten lassen. 3 Minuten waren bei meinen Eiern perfekt: Das Eiweiß ist fest und das Eigelb wachsweich – so wie ich es liebe! Sind die Eier schon ein paar Tage alt, hilft es im Wasser mit einem Kochlöffel eine Art Strudel zu rühren. So als würde man Kaba-Pulver in seiner Milch verteilen. Dann lässt man das Ei genauso vorsichtig in die Mitte gleiten. Der Strudel hilft das Eiweiß um das Eigelb zu wickeln. Fertig!

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Die Tomaten ein paar Minuten in einem Sieb abtropfen lassen. Auch die Auberginen in einen separaten Sieb geben, mit 1 1/2 TL Salz bestreuen und stehen lassen. So wird ihnen Wasser entzogen. Die Zwiebel, den Essig, die Petersilie, die Chillisauce und eine kräftige Prise Salz in einer Schüssel vermengen, beiseite stellen.

Den Ofen auf 75°C vorheizen. Die Auberginen auf einem Teller mit Küchenpapier trocken tupfen. 200 ml Olivenöl und das Sonnenblumenöl in einer großen Pfanne stark erhitzen – das Öl sollte etwa 1 cm hoch stehen. Die Auberginen darin portionsweise 3-4 Minuten braten. Wenn sie goldbraun sind mit einem Schaumlöffel herausheben, auf Küchenpapier abtropfen lassen und im Ofen warm stellen. Das Öl abgießen und die Pfanne auswischen.

Die Kartoffeln in einem Topf mit kochendem Wasser etwa 3 Minuten blanchieren. In ein Sieb abgießen, unter fließendem Wasser kalt abschrecken und gut abtropfen lassen. In der Pfanne weitere 2 EL Olivenöl erhitzen. Die Kartoffeln hineingeben, mit einer kräftigen Prise Salz und etwas Pfeffer würzen und 10 Minuten bei mittlerer Hitze braten, bis sie goldbraun sind. Ab und zu schwenken. Vom Herd nehmen.

Die Tahini-Paste mit 60 ml Wasser, 1 1/2 EL Zitronensaft, dem Knoblauch und einer Prise Salz zu einer Sauce verrühren. Die Hälfte der Sauce über die Kartoffeln geben, danach die Auberginen darauf verteilen. Mit der restlichen Sauce bedecken. Die Pfanne mit dem Gemüse zum Warmhalten in den Ofen stellen.

Jetzt die Eier wie in der Anleitung oben pochieren. Die Pfanne aus dem Ofen holen, die Tomaten gleichmäßig auf den Kartoffeln und Auberginen verteilen und die Eier darauf verteilen. Zum Schluss einen kleinen Schnitt in jedes Eigelb machen, damit sich die Flüssigkeit ein bisschen im Gemüse verteilen kann.

3 Kommentare

  1. Fabienne sagt

    ohh… da werden Erinnerungen wach! Bondi beach, poached eggs… mmhmhm, Fernweh! (:

  2. Pingback: Pasta mit Tomaten, Rucola und Knoblauch (deutsch/english) | WHAT'S COOKING, LISA?

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