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Chia-Pudding (wie er jedem schmeckt)

Ich bin ein großer Fan von Ferdinand von Schirach und seinem Schreibstil. Er geht geschickt mit Worten um, schreibt klar und geradlinig, in einfachen, kurzen Sätzen, ohne unnötig zu verkomplizieren. Seine Bücher habe ich verschlungen, zum Beispiel „Verbrechen“, das das ZDF auch verfilmt und 2013 erstmals ausgestrahlt hat.

In dem Kapitel beziehungsweise der Folge „Fähner“ geht es um einen Arzt, der von seiner Frau vor allem verbal terrorisiert wird. Vorwürfe, Anschuldigungen und Beleidigungen sind Alltag, manchmal bekommt er auch die Faust zu spüren. Der Arzt wiederum entgegnet nie etwas, lässt alles über sich ergehen, sucht alle Fehler bei sich und versucht es nächstes Mal besser zu machen. Natürlich kann er es seiner Frau niemals recht machen. Sie ist durchgehend schroff, undankbar und richtig fies. Sie ist unzufrieden, macht ihr Glück von ihm abhängig. Am Ende wird der sanfte Arzt zum Mörder.

Letzten Samstag saß ich im Zug in Richtung Köln zu meiner sehr guten Freundin Hannah, die dort studiert. Ich saß in Fahrtrichtung auf einem der Vierer-Sitze mit Tisch in der Mitte. Ab Essen setzte sich mir ein älteres Ehepaar gegenüber und diese beiden erinnerten mich leider ein bisschen an das Paar, das auch von Schirach beschreibt. Auch wenn ich den beiden vielleicht Unrecht tue.

Und dann, gerade als ich diese Gedanken in meinen Laptop tippe, um sie für euch aufzuschreiben, müssen die beiden aussteigen. Er hat den totalen Tunnelblick, hilft seiner Frau in den Mantel und geht an mir vorbei ohne ein Wort zu sagen. Sie lächelt mich wirklich herzhaft an, wünscht mir eine gute Weiterreise und dass ich hoffentlich bald wieder gesund werde. Meine Niesanfälle alle zwei Minuten konnte sie schlecht ignorieren. So abweisend sie zu ihrem Mann zu sein schien, umso herzlicher war sie mir gegenüber. Und das, obwohl sie mich nicht kennt. Ich hatte das Gefühl, ihre Worte hat sie ernst gemeint.

Ich fühlte mich ertappt. Was wissen wir schon über andere Menschen? Wer sind wir, dass wir uns erlauben zu urteilen – egal, ob über die Menschen, die uns im Zug gegenüber sitzen, oder wie viel zu oft und tatsächlich ohne greifbaren Grund über die Menschen, die gerade auf der Flucht vor dem Krieg sind.

Und dann dachte ich mir: Vielleicht können wir manchmal besser mit Situationen um uns herum umgehen, wenn wir für alles und jeden eine Schublade haben. Und auch, dass das vielleicht nicht sonderlich schlimm ist, wenn wir immer dazu bereit sind, Menschen wieder aus dieser herauszuholen, sobald wir es besser wissen.

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Zum Rezept:

Chia-Pudding finde ich sehr schwierig wegen seiner wabbligen Konsistenz und weil er nur mit Milch oder Wasser vermischt nach überhaupt nichts schmeckt. Ich konnte dem Chia-Trend lange nicht verstehen, bis ich den wundervollen Blog von Jessie Snyder entdeckte – und ihren „Creamy, Dreamy Chia Pudding“. Ich habe das Rezept ein wenig nach meinem Gusto angepasst: ohne Erdnussmus kann ich nicht mehr leben, Himbeeren machen das Frühstück so schön rosa und Zimt hat einfach gefehlt. Wenn ihr Chiasamen gegenüber auch so skeptisch seid, dann mögt ihr dieses Rezept vielleicht genauso gerne wie ich. Lasst es euch schmecken!

Zutaten für 1 Person:

2 EL Chiasamen

1 Banane

1 TL Erdnussmus

1 kleine Handvoll + 4 gefrorene Himbeeren

1 Tasse à 250 ml Reismilch oder Hafermilch

1 TL Macapulver, optional

etwas Vanille, gemahlen und optional

etwas Zimt, optional

Alle Zutaten außer ein paar Scheiben Banane und etwa vier Himbeeren zum Garnieren mit einem Mixer oder einem Pürierstab kurz durchmixen. Entweder über Nacht im Kühlschrank oder mindestens eine halbe Stunde stehen lassen (bei sehr großem Hunger reichen auch 15 Minuten). Umrühren und mit den restlichen Früchten garnieren.

4 Kommentare

  1. Deborah sagt

    Du hast es auf den Punkt gebracht! ?
    Der Pudding sieht sehr sehr lecker aus – muss ich unbedingt auch mal machen! ?

  2. Conny sagt

    Den Pudding hab ich noch nicht probiert, aber dein Text hat mir sehr gut gefallen!!!
    Wirklich auf den Punkt gebeacht?

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