Wir essen uns durch Vietnam – reisen um zu essen, wie es Katharina Seiser nennt, trifft es wahrscheinlich auf den Punkt. Vom Norden in den Süden, vier Wochen lang, um dort zu essen, wo es auch die „Locals“ tun, wo es unser Reiseführer vorschlägt oder die Menschen empfehlen, die wir auf dem Weg treffen. Wir beide, mein Freund Thomas und ich, sind nicht wirklich die Sightseeing-Fraktion. Wir lieben es zu schlendern und unsere Route an den kulinarischen Highlights festzumachen. Wir sehen viel von Land und Leuten und bleiben spontan dort, wo es uns gefällt. Am 24. Oktober 2016 haben wir uns in den Flieger gesetzt. Und am Anfang, da war Nord-Vietnam: Eine Zusammenfassung an (für uns) bewährten Adressen zum Schlafen, Essen und Machen.
HANOI
Die Hauptstadt ist wie ein riesengroßes Dorf, wo alles auf den Straßen stattfindet. Der Verkehr, die Läden, das Street Food – von außen betrachtet, wirkt alles wie ein einziges Chaos. In sich aber scheint alles einwandfrei zu funktionieren.
SCHLAFEN
B&B Hanoi Hotel (ehemals Hostel): am Rande der Altstadt; mittendrin, trotzdem etwas ruhiger; kurzer Weg zum Hoan Kiem See; Managerin Sue und alle anderen sind super freundlich und hilfsbereit.
ESSEN + TRINKEN
Sobald der Hunger kommt, hat man es leicht: Man setzt sich dort hin, wo es fantastisch riecht und viele Einheimische sitzen. So simpel und unglaublich lecker. In den Garküchen wurden wir kein einziges Mal enttäuscht. Und: Man bezahlt meistens nicht mehr als ein bis zwei Euro pro Gericht. Es gibt wahrscheinlich nirgends ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Die bewährten Street-Food-Verkäufer halten die Stellung schon über viele Jahre und spezialisieren sich meistens auf ein einziges Gericht. Also einfach auf einen freien Mini-Plastikstuhl quetschen und so viele Finger zeigen, wie man dampfende Schüsseln haben möchte.
- Bun Rieu Cua: am besten zum Frühstück; öffnet um 7 Uhr morgens, serviert nur dieses eine Gericht, das schnell ausverkauft ist; Reisnudeln und Rind in einer würzigen Krabben-Tomaten-Brühe; mein Lieblingsessen bis jetzt!
- Hong Nga: frittierter Tofu mit Reisnudeln, frischen Gurkenscheiben und Kräutern wie Minze mit (scharfer) Sauce zum Dippen; Zufallsbekanntschaft, hat einfach gut ausgesehen und gerochen und genau so war es dann auch; Tofu schmeckt eigentlich nach nichts, hier war das aber in Ordnung 😉
- Fahrrad-Verkäufer: die Fahrräder sind vollgepackt mit frischen Früchten; Tipp: die geschälten und hübsch in Form geschnittenen Mini-Ananas, sie sind nicht zu süß, nicht zu saftig und haben die perfekte Konsistenz – den Strunk mitessen.
- Pho Bo: Reisnudelsuppe mit dünnen Rindfleischstreifen – der Klassiker und hier besonders gut (die Brühe!); in derselben unscheinbaren Gasse gibt es noch viele weitere Leckereien; Tipp: die Vorspeise in einem anderen „Lokal“ essen.
- Le Hang Ga Tan: kleine Hühnchen werden in alten Bier- oder Coladosen gegart und dann in einer bitteren Brühe zusammen mit Lotussamen und Gojibeeren serviert und das schon seit Jahrzehnten. Gesund – Bitterstoffe liebt der Darm – und ein Geschmackserlebnis! Dazu das grüne Omelett bestellen.
- Van: Fischsuppe mit frittiertem Fisch und Reisnudeln – wer Nudelsuppe liebt, ist auch hier im Himmel!
Vietnam hat eine große Kaffee-Kultur und hat erst dieses Jahr Brasilien vom ersten Platz der größten Produzenten der Welt verdrängt. Überall gibt es Coffee-Shops. Ein gutes Zeichen sind die vielen Einheimischen und wenn selber geröstet und gemahlen wird. Die Vietnamesen trinken ihren Kaffee wegen dem schwülen Klima normalerweise kalt, wärmen ihn bei Bedarf (oder für Touristen) auf. Klassisch wird er mit gesüßter Kondensmilch und Eiswürfeln getrunken. Die Milch setzt sich am Boden ab und man rührt so viel um, wie man seinen Kaffee süß haben möchte. Viele Variationen ähneln eher Desserts als Kaffee. Es gibt ihn mit geeistem Joghurt, schwarzem Klebreis, Kokosnussmilch, Ei (heftig, ungesund, aber ein Klassiker und unbedingt probieren!), und und und.
- Café Nanh San: liegt etwas vom Zentrum entfernt, die Taxi-Fahrt lohnt sich aber; man muss durch ein paar Gassen laufen, um das Art-Café zu finden; wir waren die einzigen Gäste, die drei netten Angestellten haben sich riesig über uns gefreut; lecker: Kaffee mit Kokosmilch, der eher an Eis erinnert.
- Hippieland Coffee: um die Ecke vom Hotel inmitten der Altstadt; viele junge Vietnamesen und laute Musik; ganz nett für einen Absacker am Abend.
- Café Duy Tri: gibt es schon seit 1936; die Kaffeebohnen werden frisch gemahlen; unbedingt probieren: Kaffee mit geeistem Joghurt (und rotem Reis).
- Bia Hoi: „draught beer“ gibt es an jeder Straßenecke; das lokale Bier wird jeden Tag frisch gebraut; schmeckt mild-herb, hat wenig Kohlensäure und steigt nicht sofort in den Kopf.
MACHEN
Einfach laufen. Raus aus dem Hotel und rein ins Getümmel. Das hat sich für uns bewährt, um einen Eindruck von der Stadt und den Menschen zu bekommen. Meistens läuft man am Straßenrand neben dem Gehweg. Einfach aus dem Grund, weil diese von den kleinen Garküchen belegt sind. Dann aber Achtung vor Roller, Bus und Taxi, die hupend an einem vorbeifahren. Wer über die Straße möchte: Ein bisschen nach rechts und links gucken, vermehrt aber einfach laufen, sonst wartet man ewig. Habt ihr ein bestimmtes Ziel, das ein wenig weiter weg liegt, lohnt sich ein Taxi. Viele Fahrer hauen Touristen übers Ohr. Diese zwei Unternehmen wurden uns ans Herz gelegt: „Taxi Group“ und die grünen „Mai Linh“-Taxis. Darauf achten, dass das Taximeter läuft.
- Hoan Kiem See: gemütlich um den See schlendern, ein bisschen beobachten, einen Kaffee trinken; interessant: vietnamesische Studenten sprechen einen manchmal an und beten darum, mit ihnen Englisch zu üben.
- Food Tour mit Mark oder Tu: Ein Hanoi-Highlight! Mark hat uns einen Vormittag durch Hanoi geführt und uns die unterschiedlichsten und leckersten Gerichte direkt von den Straßen probieren lassen. Ein paar stehen oben unter Essen + Trinken, andere bekomme ich nicht mehr zusammen, weil der Genuss manchmal einfach vor dem Notizblock steht. Etwas teurer, für echte Foodies lohnt es sich aber in jedem Fall!
- Dong Xuan Market: auf dem Großmarkt wird in großen Mengen gekauft, hier schaut man also eher als dass man selber etwas kauft; wie auf allen Märkten ist es spannend zu sehen, was für eine unglaubliche Vielfalt an Zutaten es in Vietnam gibt.
- Omamari Spa: eine Einrichtung, die Sehbehinderte ausbildet und beschäftigt; sehr nettes Personal, tolle Massagen; etwas außerhalb, am besten ein Taxi nehmen.
- Lotte Center: im 65. Stock sieht man rundherum über die Stadt; abends ist kaum etwas los, das Ticket kostet weniger und man hat einen tollen Blick über Hanoi.
SAPA
Nächste Station! Die Landschaft um Sapa zeichnet sich durch ihre vielen Reisterrassen aus. Ethnische Minderheiten leben hier, die ihre eigene Sprache und einen noch sehr ursprünglichen Lebensstil haben: den Garn für ihre Kleider zwirbeln sie aus getrockneten Mais-Pflanzen (Sih, die uns durch die Berge führte, stellte während unserer Wanderung Fäden her) und gekocht wird über dem offenen Feuer, die Schweine gehen ein und aus. Ein toller Einblick in den Alltag der Kultur.
TRANSPORT
Mit dem Nachtzug kommt man direkt von Hanoi aus nach Lao Cai. Von dort aus geht es mit einem Pick-up-Bus in ungefähr einer Stunde direkt nach Sapa. In der gleichen Zeit, jedoch in die entgegengesetzte Richtung, gelangt man von Lao Cai aus auch nach Bac Ha, wo es eine ähnliche Landschaft, eine große Anzahl an Märkten und weniger Touristenströme geben soll.
MACHEN
Der Pick-Up-Bus wurde von Sapa O’Chau organisiert. Die Agentur hat eine Hmong-Frau mit folgendem Ziel gegründet: Die Kinder der ethnischen Minderheiten im Land sollen in die Schule geschickt werden und so eine Perspektive ermöglicht bekommen. Wir haben von Hanoi aus diese Trekking-Tour gebucht: am ersten Tag 14 Kilometer durch die Landschaft und die Dörfer wandern, am zweiten Tag knappe 10 Kilometer und dazwischen Zuhause im Homestay bei einer Familie übernachten. Wir haben viel über Land und Leute gelernt. Vor allem aber, dass wir irgendwie doch alle gleich sind, Kommunikation auch mit Sprachbarriere möglich ist und uns alle nur die Kultur und die Art, Dinge anzugehen, voneinander unterscheidet. Und: Das traditionelle heiße Bad am Abend aus aufgekochten Heilpflanzen war un-glaublich!
Sapa an sich ist dreckig, laut und die Luft ist schrecklich. Überall – das fällt uns fast bei jeder Station auf – wird (für die Touristen?) gebaut. Kein Hotel zu buchen und somit eine Nacht länger zu bleiben ist definitiv eine gute Entscheidung gewesen. Das Büro von Sapa O’Chau inklusive Café war unser Ausgangspunkt: Hier haben wir vor der Trekking-Tour geduscht und gefrühstückt und am nächsten Tag nach unserer Rückkehr die Wartezeiten verbracht, bis wir den Nachtzug zur nächsten Station genommen haben.
CAT BA INSEL
Die Halong-Bucht an sich ist ein Muss, wenn man Vietnam besucht. Von anderen Reisenden haben wir oft gehört, dass man im oberen Teil der Bucht, von Halong-Stadt aus startend, vor lauter Booten das Wasser nicht mehr sieht. Wir haben uns schon vorher für die Cat Ba Insel im Gegensatz zu Halong-Stadt entschieden. Weil es dort so schön ist und weil man hier den Vorteil hat, von unten, also von einer anderen Seite, in die ruhige Gewässer zu gelangen. Denn: Lan Ha und Halong – beide liegen in ein und derselben Bucht. Der einzige Unterschied ist das unterschiedliche Verwaltungsgebiet. Während die Halong-Bucht mehr im Norden liegt und zu Halong-Stadt gehört, zählt Lan Ha zu Hai Phong.
ESSEN + TRINKEN
- Family Bakery: Frühstück; wir waren überrascht: das Brioche schmeckt wie ein Brioche schmecken soll, die Baguette-Sandwiches (mindestens genau so gut wie in Deutschland) gibt es ab 15.000 Dong (ca. 60 Cent) mit Ei, Thunfisch, Käse, usw.
- Phuong Nhung: auch „Blue Chairs“ genannt, weil blaue Stühle vor dem Lokal stehen und sich keiner den Namen merken kann; gute vietnamesische Küche; gegessen: gedünsteter Fisch mit Ingwer, Nudelsuppe mit Shrimps.
- Buddha Belly: toll für Veganer, da komplett auf Ei und Milchprodukte verzichtet wird; lecker: täglich wechselndes Menü für 30.000 Dong p.P.
- Like Coffee: Frühstück, Smoothies und guter Kaffee.
MACHEN
- Cannon Fort: zu Fuß braucht man etwa 30 Minuten zum Aussichtspunkt. Belohnt wird man mit einem tollen Blick auf die Bucht.
- Asia Outdoors: hier ist richtig, wer auch im Urlaub gerne aktiv ist. Unsere Tour: Kayak am Morgen, Stand Up Paddling (SUP) am Mittag inklusive Bootsfahrt und leckerem Lunch; gesichtet: eine Lagune, von wo aus wir in eine Höhle getaucht sind (wir hatten Glück: Ebbe!) und eine beträchtliche Anzahl an Cat Ba Langure (es leben nur noch rund 60 insgesamt – wieder Glück gehabt, gleich rund zehn auf einmal zu sehen); das perfekte Ende eines wirklich tollen Tages: Yoga im Dunkeln, am Strand, die Wellen rauschen, Kerzenlicht bewegt sich im Wind – so schön war das!
Von hier aus ging es nach Hoi An (Schuhmacher, Schneider und Kochkurs), danach nach Nha Trang (dreckiger Strand, leckerschmecker indisches Essen) und von dort aus mit dem Motorrad in zwei Tagen nach Dalat (Schlaglöcher, tolle Landschaft und wo der Pfeffer wächst). Fortsetzung folgt…
Mehrmehrmehr!
kommtkommtkommt! 🙂
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Liebe Lisa,
Danke für den tollen Post! Ich fliege im Februar für drei Wochen nach Vietnam und freue mich natürlich über alle Tipps und Tricks 😉 Hast du vielleicht auch noch Tipps für Hoi An und dann in Richtung Ho Chi Minh City?
Liebe Grüße,
Claude
liebe claude, sehr gerne – danke fürs lesen!! ja in der tat mehr tipps, sogar bis nach phu quoc;-) der blogpost ist in arbeit und kommt bald online. auf facebook und instagram weise ich immer auf neue geschichten hin, da bekommst du dann bescheid bzw auch, wenn du meinen newsletter bekommst. viel spaß in vietnam, es ist so schön dort! liebe grüße, lisa
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