Alle Artikel mit dem Schlagwort: Kleine Auszeit

Arroz de Tamboril + Quindim

Es gibt sie, diese Tage, an denen irgendwie alles perfekt ist. Am Mittwoch war so ein Tag. Wir haben von Sonntag bis Donnerstag in einem kleinen weißen Haus geschlafen. Es hat blaue Fensterrahmen, eine Hängematte im Garten unter und einen Steingrill auf der Terasse. Das Haus steht in São João de Caparica und ist ringsum eingepfercht  zwischen lauter anderen Häusern, die vielleicht 15 Zentimeter größer sind. Sie sind aus Backstein, mit grünen Büschen bewachsen oder aus blau-weißen Keramikfließen. In unserer Mini-Straße bellen Hunde hinter verschlossenen Gartenzäunen, eine schwarz-weiße Katze sucht sich unter den Autos regelmäßig ein Schattenplätzchen. Silvia und Pedro, unsere Gastgeber, haben sich für uns den Vormittag frei genommen. Wir haben einen kleinen Road Trip gemacht. Das Ziel: Portinho da Arrábida – ein kleiner Strand am Fuße eines Berges. Abgesehen von ein paar Einheimischen mit kleinen Kindern waren wir die Einzigen hier. Wir haben Steine übers Wasser flippen lassen und übers Abendessen geredet. Es gibt Seeteufel mit Reis und zum Nachtisch eine Kalorienbombe, irgendwas mit viel Zucker, Butter und Ei – Quindim genannt. Auf …

Von Erdbeeren & guten Freunden

Vor diesem Post drücke ich mich schon seit über zwei Wochen. Solange ist es her, dass ich zusammen mit Meli und ihren beiden Mädels Molin und Ida auf dem Erdbeerfeld umher gestakst bin. Das geht mir immer so, wenn ich etwas besonders gut machen möchte. Die vier, inklusive der Mann der Familie Link, Harry, sind mir ganz schön wichtig und das jetzt schon bald seit zehn Jahren. Molin, die Ältere, war gerade mal ein Jahr, als ich sie das erste Mal gebabysittet habe. So hat das Ganze angefangen. Damals waren sie noch zu dritt, Ida ist noch irgendwo herum geschwommen. Heute arbeite ich nicht mehr für einen Hungerlohn von 4 € die Stunde, die Zeiten sind vorbei. Es wurde Platz gemacht für echte Freundschaft. Wir machen Dinge, die Freunde eben so tun: Ich sitze ab und zu für Spielenachmittage und Kinoabende mit den Mädels zusammen, Meli gibt mir ab und zu eine Yoga-Stunde. Ich passe auf das Haus und auf Katze Wilma auf während die Vier in Dänemark am Strand liegen und Harry liest meine Bachelorarbeit Korrektur (der …

Flan Pâtissier mit Salzkaramell + Milchschokolade

Im Leben hat viel mit dem richtigen Gefühl zu tun. Im richtigen Moment den Kopf ausschalten und auf das Herz hören, nicht immer sollen, sondern einfach mal machen und nicht zu viel planen. Das ist natürlich immer leichter gesagt und geschrieben als wirklich getan. Verlässt man sich aber manchmal einfach auf seine Intuition, auf sein Bauchgefühl, wird ganz Vieles im Leben ganz schnell leichter. Backen zum Beispiel. Blöde Überleitung, ist aber tatsächlich so. An die Zutatenliste und die Zubereitung halte ich mich immer genau. Das weiß ich, hat schon seinen Grund. Wie lange ein Kuchen aber im Ofen bleiben muss, das verrät nicht die angegebene Backzeit. Sondern der Geruch, der langsam die Küche erfüllt, die goldbraune Farbe, die er an den Rändern annimmt, die Konsistenz, die beim Andrücken leicht nachgibt, und meine innere Stoppuhr, die mich (fast) nie im Stich lässt. Eine Tarteform großzügig buttern. Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben und den Blätterteig zu einem Kreis von etwa 28 cm Durchmesser und 5 mm Höhe ausrollen (nicht so genau nehmen), vorsichtig anheben und die Form damit auskleiden. Den Teig etwa 30 Minuten tiefkühlen. Den Ofen auf 180°C vorheizen. …

Crème Brûlée nur für mich (und liebe Menschen)

Crème Brûlée hört sich ganz schön edel an. So, als würden das nur piekfeine Damen mit perfekt polierten Silberlöffeln und abgespreiztem kleinen Finger essen. Zum Tee, versteht sich, und in der Pause zwischen dem Brunch im Bridgeclub und dem Dinner im Hause des Bürgermeisters. Vorurteile hallo. Auf jeden Fall stimmt das alles nicht, ist klar. Und ich stecke Menschen zwar sehr gerne und vor allem sehr schnell und ohne Intention in eine Schublade, bin aber auch immer dazu bereit, besagte Personen wieder aus ihrer Schublade rauszuholen. Ähnlich bei diesem cremigen, süßen Dessert mit Kruste. Die passen nämlich immer und überall, zu Mann und Frau und klein und groß. Eigentlich ist das Rezept für eine Person gedacht: „Sie ist cremig, sie ist köstlich und sie hat schlichte Eleganz. Ganz besonders als einsamer, stiller Genuss. Ein Förmchen. Ein Löffel. Eine knusprige Karamellkruste.“ Ja, das hört sich gut an, Fanny. Ein kleines Stückchen Glück, das sich jeder selbst bescheren kann. Aber was ist schon Glück, wenn man es nicht teilen kann? Irgendwie nur halb so schön. Ich habe das Rezept einfach …